Moin, hier ist Gerrit. Heute ist Samstag, der 14. Dezember. Weihnachten steht vor der Tür. Und ich finde, diese dunkle Jahreszeit ist auch immer so eine Zeit der Fantasie und der Geschichten. Draußen kommt alles zur Ruhe, es ist oft dunkel, die Natur kommt zur Ruhe, und umso mehr regt sich in uns, in unseren Gedanken, in unserer Kreativität und Fantasie – finde ich zumindest.
Und deswegen wollte ich euch auch eine kleine Geschichte von mir erzählen. Und wenn ihr da keinen Bock drauf habt, dann könnt ihr vorspulen. Es gibt nämlich eine neue Funktion. Wir haben einen neuen Player. Also das, wo ihr jetzt gerade diese Audiodatei hört, der Audio-Player. Da haben wir jetzt eine neue Version, und die hat ein paar mehr Funktionen: Ihr könnt vorspulen, zurückspulen und andere tolle Sachen. Es gibt zum Beispiel auch Kapitel und Unterkapitel. Also, wenn ihr keinen Bock auf dieses Gelaber hier jetzt am Anfang habt, dann könnt ihr einfach vorspulen. Und am Ende kommen dann noch so ein paar News, was es Neues gibt auf unserer Plattform.
Also, ihr müsst da auf dieses Hamburger-Icon klicken in diesem Player. Also, diese drei horizontalen Linien – darunter verbergen sich die einzelnen Kapitel.
Ja, Prokrastination – das kennen wir alle, manche mehr, manche weniger. Und obwohl wir heute alle kaum Zeit haben – gefühlt zumindest – alle sind gestresst. Die wichtigsten Dinge schiebt man trotzdem gerne auf. Das, was man am dringendsten machen sollte – lernen, arbeiten, irgendwelche wichtigen Dokumente vorbereiten, Prüfungen, Klausuren, Hausarbeiten –, das schiebt man gerne auf und macht dann, ja, was anderes – Putzen, ' bisschen im Haushalt – hat ja doch was gemacht.
Man ist ja nicht faul, man macht ja dann auch schon irgendwas anderes. Aber warum drückt man sich gerade vor diesen wichtigen Sachen? Und viele Menschen, die ich kenne, die haben beim Thema Computer so eine Blockade, irgendwie so eine Angst, etwas verkehrt zu machen. Und das ist mir immer wieder begegnet – das begegnet mir auch jetzt in unserem Projekt hier immer wieder.
Und zum Teil läuft das wirklich so ab: Mich fragt jemand: „Hey, ich habe hier eine Fehlermeldung auf dem Computer. Was soll ich bloß machen?“ Und dann frage ich: „Ja, was steht denn da?“ Und die Antwort ist dann: „Weiß ich nicht, habe mich nicht getraut.“ Und ich glaube – also ich habe das jetzt nicht groß recherchiert oder so –, aber ich glaube, das ist im Grunde eine Angst, auch eine Angst vor Versagen.
Und man hat irgendwie keine Lust auf negative Gefühle, die sich einstellen könnten durch diese Aktivitäten, wenn man sie angeht, während man sie tut oder, ja, falls man es eben nicht so gut hinbekommt, wie man das gerne möchte. Und meistens ist das ja irgendwie gelerntes Verhalten, und das kann verschiedene Ursachen haben. Es kann sein, dass das ein Thema ist, wo man das Gefühl hat: „Das kann ich nicht, das konnte ich noch nie. Das war noch nie mein Ding. Das ist einfach nicht meins, das kriege ich nie hin.“ Und man hat keine Lust, schon wieder dieses Gefühl, dieses Versagensgefühl, zu haben. Deswegen macht man lieber einen großen Bogen drum. Aber es kann auch sein, dass man diese Prokrastination gerade bei den Dingen hat, die einem am wichtigsten sind. Und so ging mir das oft.
Wahrscheinlich ist IT, Computer, digitale Sicherheit jetzt nicht euer absolutes Lieblingsthema. Noch nicht, wer weiß. Aber ich glaube, dass das vergleichbar ist, und ich glaube, dass das oft eine Blockade im Kopf ist, die sich ganz leicht lösen lässt, wenn man es schafft, diesen Schalter umzulegen – eine Blockade, eine Angst, die wirklich dann schlagartig verschwinden kann.
Jedenfalls war es bei mir so, und diese Geschichte möchte ich mit euch einmal kurz teilen.
Ich bin jetzt – ja, wie alt bin ich jetzt? 40 bin ich jetzt... und ich habe mich schon immer für Fotografie interessiert. Das hat so ein bisschen Wurzeln in der Familie. Mein Großvater hat schon früher gerne fotografiert und hatte so eine Spiegelreflexkamera. Und ja, ich habe dann auch ein bisschen angefangen, in der Jugend mit Fotografie rumzuprobieren. Und wenn ich Fotos gemacht hatte, dann kriegte ich auch oft Komplimente. Mir wurde gesagt, ich habe da schon so ein gewisses Auge für und da war man dann natürlich stolz und hatte auch ganz hohe Erwartungen an sich selbst.
Mit 17, 18 – schätze ich, ich weiß nicht mehr ganz genau – hatte ich dann irgendwann meine allererste digitale Spiegelreflexkamera. Das waren damals so einige der ersten, die es gab. Und mit dem Ding, stolz wie Bolle, zog ich dann los, hier zu Hause in der Gegend, über Wald und Wiesen und Wälder und bin zum Teil irgendwo auf dem Boden rumgekrochen, um die perfekte Perspektive und den perfekten Bildausschnitt zu finden. Und nach so einem Tag unterwegs mit der Kamera erwartet man dann ja, wenn man nach Hause kommt, irgendwie da muss jetzt auch das Weltereignis an Foto bei sein; und ich war irgendwie immer dann enttäuscht, dass das nicht dabei war.
Aber so schnell gibt man ja nicht auf und so habe ich dann schon weiter fotografiert – Familie, Porträts, und wenn man in den Tierpark fährt und im Urlaub... ja, Kamera immer dabei. Aber das ist dann doch so ein bisschen eingeschlafen. Irgendwie stagnierte das.
Eines Tages bin ich dann auf einen Fotografen gestoßen – dieser Fotograf – seine Bilder faszinierten mich – dieser Fotograf hatte auf YouTube Lehrvideos, wo er erklärte, wie er gewisse Bilder gemacht hat, wie er das Licht aufgebaut hat, und auch so ein bisschen erzählt hat. Damals war das einer der ersten Fotografen, der sowas gemacht hat. Und dieser Fotograf heißt Matthew Jordan Smith. Das ist ein US-amerikanischer Fotograf und macht hauptsächlich Porträts von Celebrities und so Beauty-Glamour-Fotografie. Und ein Foto von ihm, das war damals relativ bekannt, das war ein Porträt-Glamour-Shot von dem Model Tyra Banks. Und in diesem Video erklärt er auch, wie er dieses Bild gemacht hat. Das hat er mit so einem Ring-Light gemacht. Das war damals noch nicht so bekannt. Heute hat ja jeder YouTuber so ein Ring-Light, so ein rundes Licht. Naja, und in diesem Video erzählt er ja so ein bisschen was über Fotografie, aber auch über diese ganze Szene. Also er kennt viele Promis, hat viele Promi-Porträts gemacht in den USA, in Hollywood oder, ich weiß nicht, wo...
Und er erzählte, dass die Menschen immer glauben, das sei so glamourös alles. Und er sagte: Ja, das ist es auch, aber das ist nur eine Nacht im Jahr, die Oscar-Verleihung. Und alles andere, das ganze Jahr, ist richtig harte Arbeit. Nicht nur für ihn als Fotograf, auch für die Schauspieler und Stars. Und je mehr ich so mitbekam, auch wie er seine Fotos macht und auch wie viele Fotos wirklich Fotografen machen – also wie viele die wirklich da an Bildern knipsen, um dieses eine Bild herauszubekommen, das man dann irgendwo im Magazin oder auf der Webseite sieht –, desto mehr wurde mir klar: Mensch, Gerrit, du hast dich irgendwie gedrückt vor der Arbeit, vor der wirklichen Arbeit.
Man denkt ja oft: Das ist der tolle Fotograf, der kommt in den Raum rein, macht sein Bild und geht wieder raus. Und das ist natürlich Quatsch. Das ist oft tage- und wochenlange, monatelange Arbeit und auch Vorbereitung und Planung. Natürlich auch in anderen Bereichen der Fotografie – irgendwelche Reisefotografen, die sind da jahrelang unterwegs...
Und durch dieses Video wurde mir klar: Ja Mensch Gerrit, du hast dich irgendwie gedrückt vor der Arbeit, vor der wirklichen Arbeit. Du hast zwar viel gemacht, aber bist dann auch so ein bisschen in deiner Komfortzone rumgeeiert und hast geglaubt, alleine dadurch kommt dann irgendwann das geniale Bild raus. Und durch dieses Video wurde mir klar: Nein, das ist Quatsch. Du musst wirklich die Ärmel hochkrempeln, dir die Finger schmutzig machen. Du wirst ganz viele Fehler machen, und du wirst daraus lernen. Aber du musst bereit sein, diese Fehler zu machen und auch Misserfolge einfach zu haben. Nur dadurch lernst du. Und als ich das verstanden hatte und bereit war, wirklich die Arbeit auch anzugehen, da fingen dann an, meine Bilder besser zu werden. Und ich habe auch dann nebenberuflich so ein bisschen als Fotograf gearbeitet.
Was er eben auch mit diesem Bild zeigte, das war relativ simpel vom Licht. Es geht eben um die Idee. Das ist die andere Sache, die mir dadurch klar wurde: Du brauchst eine Idee und eine Vision. Und auch wenn du noch so oft, oder ich jetzt, wenn du noch so oft im Knick irgendwo rumliegst und an so einem tristen Tag wie heute irgendwelche Äste und Enten fotografierst, dann sind das, auch wenn das die perfekte Komposition und der perfekte Bildausschnitt am Ende ist, trotzdem nur eine Ente an einem grauen Tag in Norddeutschland.
Und wahrscheinlich fährt man viel besser – oder ich bin da zumindest viel besser mitgefahren –, mir in Ruhe erstmal Gedanken zu machen und eine Idee zu haben. Und wenn man eine gute Idee hat, dann ist das nachher gar nicht so wichtig, ob man das mit der teuersten, tollsten Kamera und den besten Objektiven umsetzt oder mit der Lochkamera. Eine gute Idee bleibt eine gute Idee.
Ja, warum erzähle ich euch das? Wir brauchen genau diese beiden Komponenten auch beim Thema digitale Sicherheit: Wir brauchen eine Vision, wir müssen ungefähr verstehen, wo wollen wir hin, und dann müssen wir auch wirklich losgehen. Ihr müsst losgehen. Und ihr dürft keine Angst haben vor Fehltritten, ihr dürft keine Angst haben vor Rückschlägen, denn die kommen.
Digitale Sicherheit ist ein Weg, und man kämpft immer gegen Fehler, sich selbst an, gegen den Schweinehund – so wie beim Sport. Manchmal hat man Rückschritte, und so ist das hier auch. Aber ihr müsst losgehen, und das ist das Wichtige. Und es ist wirklich egal, welches Vorwissen ihr habt. Ich kenne hochbegabte, also wirklich Koryphäen an Softwareentwicklern, die so viel wissen, so viel können, auch viel mehr als ich, die aber beim Thema Sicherheit einfach aufgegeben haben und sagen: „Ach, hat eh alles keinen Sinn. Ich werfe die Flinte ins Korn. Google weiß eh alles von mir.“
Aber ich glaube, das ist das Schlimmste, was man machen kann. Die Flinte ins Korn werfen, bevor man überhaupt losgegangen ist, ist, glaube ich, das Allerschlimmste. Und damit will ich euch sagen: Ihr braucht nicht hochkarätige Techniker zu sein, ihr müsst einfach losgehen, und so seid ihr dann anderen schon einen Riesenschritt voraus.
Geht los, geht das Thema an – das ist der allerwichtigste, allergrößte Schritt. Auch Kleinigkeiten bringen schon was. Und sobald ihr angefangen habt, bei euch die wichtigsten Sachen umzusetzen, könnt ihr anderen helfen: euren Verwandten, euren Kindern, euren Freunden. Und ich glaube, das ist eins der wichtigsten Themen überhaupt in unserer heutigen Zeit – für eure Sicherheit, für die Sicherheit von euren Liebsten, aber auch für unsere Gesellschaft, für die Wirtschaft, für die Demokratie, ja wirklich, für Pressefreiheit, für Wissenschaft.
Digitale Sicherheit – das Thema kann man heutzutage überhaupt nicht überschätzen. Es ist unfassbar wichtig, und wir alle können und müssen da Verantwortung übernehmen und mindestens uns selbst und unsere Familie schützen. Ja, und deswegen seid ihr auch hier. Und auf unserer kleinen Plattform hier, digitalesicherheit.net, gibt es auch ein paar Erneuerungen.
Zum Beispiel habe ich angefangen mit einem kleinen Glossar, so eine Art Lexikon für Fachbegriffe. Und obwohl ich schon versuche, möglichst wenig Fachbegriffe zu nutzen, kommen wir nicht drum herum, ab und zu muss ich es. Und wenn ich das tue, dann versuche ich die in der Regel einmal kurz auch zu erklären und einmal auch kurz auf Deutsch nochmal zu nennen, diese Begriffe.
Und ich habe jetzt angefangen, diese Fachbegriffe mal zu sammeln in einem Glossar. Das ist kein Allerwelts-Glossar der IT-Fachbegriffe, sondern das sind alles Begriffe, die auch in unserem Online-Unterricht vorkamen und da auch eine gewisse Relevanz hatten. Und wenn ihr nochmal irgendwelche Begriffe nachschlagen wollt, dann schaut da gerne rein.
Das ist jetzt hier in dem Artikel verlinkt, das Glossar. Und ansonsten findet ihr das im Footer, also in der Fußzeile der Webseite. Einfach auf „Glossar“ klicken, und da habt ihr eine alphabetisch sortierte Übersicht an Begriffen, die so vorkamen im Laufe der Zeit. Und soweit das Sinn macht, versuche ich immer, dasselbe Format da einzuhalten.
Wir haben erstmal die Definition des Begriffs. Danach kommt ein kleiner Abschnitt „Bedeutung für die Sicherheit“. Dann folgen gegebenenfalls Schutzmaßnahmen, wenn das zu dem Begriff passt. Und darunter gibt es noch einen kleinen Hinweis, in welchem Video das Thema vorkam.
Mit der Zeit wird dieses Glossar natürlich wachsen. Momentan sind dort 26 Begriffe.
Und ich werde natürlich auch in den Artikeln, im Online-Unterricht und im Newscast, dort, wo Begriffe genannt werden und diese Begriffe schon im Glossar sind, diese Begriffe verlinken, sodass ihr dann einfach draufklicken könnt, wenn ihr nochmal mehr über diesen Begriff wissen wollt.
Dann haben wir noch zwei Ankündigungen: Und zwar wird es im Dezember dieses Jahres kein Unterrichtsvideo geben. Wir machen ein kleines Weihnachtsspecial – ein wenig grundlegender, ein wenig philosophisch bis hin zu theologisch. Das Thema wird sein: „Sicherheit als Grundbedürfnis des Menschen“.
Ja, da wollen wir ein bisschen, auch wie heute, ein wenig besinnlicher, theoretischer werden, die weihnachtliche Stimmung aufgreifen und philosophisch die Gedanken kreisen lassen. Und mit der nächsten richtigen Unterrichtseinheit geht es dann im Januar weiter. Mit einem Thema, das ich euch auch gerne schon verraten möchte.
Das Thema wird heißen: „Was ist OSINT?“ OSINT steht für Open Source Intelligence. Das ist ein Thema, das immer wichtiger wird. Ein Thema, das mich schon seit Anbeginn der Zeit – also seit das Thema aufkam – interessiert und gefesselt hat. Aber ich will nicht zu viel vorwegnehmen. Es geht um die Intelligenz der öffentlich zugänglichen Quellen.
Also, wir alle hinterlassen Spuren im Internet – gewollt und ungewollt. Und bei OSINT geht es darum, diese Spuren zu sammeln und auszuwerten. Ich glaube, ihr werdet geschockt sein, was man alles über euch oder über Menschen, die ihr kennt, im Internet findet und was man da so für Schlüsse ziehen kann – und zwar ohne sich irgendwo spezielle Informationen zu beschaffen, sondern einfach nur auf Grundlage der Daten, die diese Menschen selbst freiwillig ins Internet gestellt haben.
Ein ultraspannendes Thema, ein bisschen auch unheimlich, finde ich. Es gibt NGOs, also Organisationen, die diese Techniken nutzen, um damit Gutes zu tun – zum Beispiel, um Verbrechen aufzuspüren, Kriegsverbrechen aufzuspüren, Leute zu identifizieren oder um Fake News zu überprüfen. Aber es ist auch denkbar, dass diese Techniken für illegale Machenschaften eingesetzt werden – um Menschen zu erpressen oder zu diskreditieren. Aber das werden wir alles ganz in Ruhe in diesem Thema durchgehen und besprechen. Seid gespannt. Ich bin es jedenfalls.
Das war's für heute, für diesen Newsletter. Ich sag noch nicht frohe Weihnachten – wir sehen uns vorher noch oder hören uns zumindest. Dieser Newsletter war ein bisschen länger als gewöhnlich. Ich hoffe, euch hat es trotzdem gefallen. Und falls euch irgendein Thema davon nicht interessiert, könnt ihr natürlich durch die Anwahl der Unterkapitel einfach hin- und herspringen.
Genießt den Dezember und bleibt sicher.
Euer Gerrit
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Zum Glossar: https://www.digitalesicherheit.net/glossar/